Dinge, die wir nicht getan haben

Er hätte so gern zugegeben, dass er Angst hatte, aber schließlich war er der Vater.

Sie hätte so gern die Wahrheit gesagt, aber ihre beste Freundin hatte so überzeugend gelogen.

Er hätte so gern weniger getrunken, aber nüchtern war die Welt noch unerträglicher.

Sie hätte so gern Nein gesagt, aber geliebt wurde nur, wer nicht widerspricht.

Er hätte so gern die Tür zugeschlagen, aber sie klemmte.

Sie hätte so gern einen Rock getragen, aber in ihrem Schrank hingen nur die alten Hosen ihrer Brüder.

Er hätte so gern seine mündliche Note verbessert, aber dann hatte er seine Lehrerin aus Versehen „Bro“ genannt.

Sie hätte so gern die Schuld auf ihn geschoben, aber er hatte nichts falsch gemacht.

Er hätte so gern zugegeben, dass er nichts verstanden hat, aber alle anderen nickten so klug.

Sie wäre so gern umgekehrt, aber die Masse zog sie unweigerlich mit.

Er wäre so gern mit auf Klassenfahrt gegangen, aber er konnte seine Mutter nicht allein lassen.

Sie hätte so gern den Applaus genossen, aber sie konnte nur an diesen einen Fehler denken.

Er wäre so gern frei gewesen, aber Sicherheit und Freiheit schlossen einander aus.

Sie hätte ihr so gern verziehen, aber ihr Stolz war ein schlechter Verlierer.

Er hätte sie so gern begrüßt, aber er erinnerte sich nicht mehr an ihren Namen.

Sie hätte so gern die Regeln gebrochen, aber sie hatte sie selbst aufgestellt.

Er hätte so gern zugehört, wirklich zugehört, aber er musste den perfekten Moment finden, um zu widersprechen.

Sie hätte so gern geweint, aber dann hätten die anderen gelacht.

Er hätte so gern seine Ruhe gehabt, aber er hatte nie gelernt, mit ihr umzugehen.

Sie wäre so gern ein zweites Mal ins Fitnessstudio gegangen, aber sie konnte die Blicke der anderen beim ersten Mal nicht vergessen.

Er hätte so gern seinen Sohn umarmt, aber Gefühle waren immer ein Zeichen von Schwäche.

Er hätte so gern seinen Vater umarmt, aber er wollte ihm nicht zu nahe treten.