Gegen Mittag in einem Späti, Prenzlauer Allee.
Ich: Haben Sie Koriander?
Verkäuferin: Moment … Chef? Haben wir Koriander?
Der Chef kommt mit Koriander angelaufen.
Verkäuferin: Was kostet der? Eins fuffzig, oder? Nicht, dass ich wieder was Falsches eintippe.
Der Chef nickt.
Verkäuferin: Der und ich werden heute keine Freunde mehr. Das sag ich Ihnen.
Ich: Warum denn?
Verkäuferin: Wir zicken uns die ganze Zeit nur an.
Ich: Hm …
Verkäuferin: War gestern auch schon so.
Ich: Und vorgestern?
Verkäuferin: Vorgestern war ok.
Ich: Na sehen Sie, dann denken Sie an vorgestern. Das wird schon wieder.
Verkäuferin: Meinen Sie? Ich weiß nicht … Aber der Koriander stinkt ganz schön. Was machen Sie denn damit?
Ich: Ich esse ihn mit Kürbissuppe.
Verkäuferin: Echt? Ich mag Kürbissuppe eigentlich auch. Aber mit Koriander?
Ich: Doch, das schmeckt. Müssen Sie mal ausprobieren. Und unbedingt Ingwer in die Suppe geben. Sonst schmeckt sie nach Babybrei.
Verkäuferin: Mach ich. Und Brühe, oder?
Ich: Ja, das geht auch.
Ich gebe ihr zwei Euro.
Verkäuferin: Aber der Chef und ich, wir werden heute keine Freunde mehr.
Der Chef steht die ganze Zeit direkt neben ihr.
Verkäuferin: Ich tu das mal unter Männlichkeit ab.
Ich: Mhm. Aber vorgestern war doch ok. Und morgen wird bestimmt auch ein schöner Tag.
Verkäuferin: Stimmt! Da muss ich nicht arbeiten! Fünfzig Cent zurück.
Ich: Danke.
Sie reibt ihre Hände, riecht daran und verzieht das Gesicht.
Verkäuferin: Na trotzdem schönen Abend noch.
Ich: Danke. Ich geh jetzt erst mal mittagessen. Aber dann …
Verkäuferin: Heute ist einfach nicht mein Tag.
Ich: Das merkt man fast gar nicht.
Verkäuferin: Echt jetzt?
Ich: Ich wünsch Ihnen nachher einen schönen Feierabend.
Sie lächelt. Ich auch.
Der Chef nicht. Der schüttelt nur den Kopf.